Titschenbacher: Gemeinsame Lösung für Holzkraftwerke notwendig

14.12.2018

(Wien, 14.12.2018) Heute hat die Statistik Austria die neuesten Zahlen zur Entwicklung des Erneuerbaren Energieanteiles in Österreich veröffentlicht. Seit dem Höchststand von 2014 ist dieser um mehr als einen halben Prozentpunkt auf 32,6 Prozent gesunken, das von der EU vorgegebene Ziel für 2020 liegt bei 34 Prozent. Ohne Holzkraftwerke würde der erneuerbare Energieanteil um bis zu zwei weitere Prozentpunkte sinken und so die Erreichung der Klima- und Energieziele praktisch unmöglich machen. Etwa zwei Drittel der Holzraftwerksleistung drohen aufgrund einer fehlenden Übergangsregelung im Ökostromgesetz in Kürze aus dem Netz zu kippen. Erste Anlagen haben bereits geschlossen, weitere werden Anfang 2019 folgen. Nachdem die Bundesregierung eine Lösung für Holzkraftwerke vorgeschlagen hat, konnte der diesbezügliche Initiativantrag aufgrund der fehlenden Mehrheit noch nicht im Nationalrat beschlossen werden. „Die Entwicklung ist besorgniserregend. Der geringe Ausbau der Erneuerbaren Energien der vergangenen Jahre und der steigende fossile Energieverbrauch machen sich nun auch in der Statistik negativ bemerkbar. Jetzt sind vor allem auch die Oppositionsparteien gefordert, ihre Verantwortung für eine zukunftsfähige Energieversorgung und 6.400 Arbeitsplätze wahrzunehmen und einer Übergangslösung für Holzkraftwerke zuzustimmen“, so Franz Titschenbacher, Präsident des Österreichischen Biomasse-Verbandes. „Im Zuge der Klimakonferenz wird von vielen Seiten mehr Ambition für den Klimaschutz gefordert. Nun wird es Zeit, den Forderungen auch konkrete Taten folgen zu lassen. Der Rückbau von voll funktionierenden erneuerbaren Energieanlagen, die aufgrund ihrer technischen Voraussetzungen direkt Kohle- und Atomstrom ersetzen, kann nicht der erste Schritt in Richtung nachhaltige Energieversorgung sein. Kommt es Anfang des kommenden Jahres zu einer Lösung, kann der Schaden noch begrenzt werden.“

Bioenergie und Holzkraftwerke in Österreich

Bioenergie ist die mit Abstand die bedeutendste erneuerbare Energieform und belegt hinter Öl und knapp hinter Erdgas den dritten Platz im Energieaufkommen. Bioenergie hat das Potential, bereits mittelfristig Öl als bedeutendsten Energieträger abzulösen. Biomasse wird in allen Sektoren der Energiebereitstellung im Raumwärme-, Treibstoff-, Strom- und industriellen Bereich als Energieträger eingesetzt. Ein zentraler Baustein der Bioenergie sind Holzkraftwerke, die durch die Produktion von Strom und Wärme und ihre meist industrienahen Standorte als Musterbeispiele der Sektorkopplung zwischen Strom und Wärme gelten. Holzkraftwerke verfügten bis 2017 über eine Engpassleistung von rund 300 MW, die bis 2020 auf etwa 450 MW ausgebaut werden könnte. Die rund 130 Anlagen sind über das gesamte Bundesgebiet verteilt und meist in Industriestandorte oder Fernwärmenetze eingebunden. Durch das sukzessive Auslaufen der Einspeisevergütung drohen laufend Anlagen vom Netz zu gehen. Alleine 2019 würden Werke mit einer Engpassleistung von annähernd 140 MW vom Tarifende betroffen sein. Holzkraftwerke sind für die Wärmewende doppelt wirksam. Sie erzeugen auch im Winter Strom, wenn Wasserkraft und Photovoltaik witterungsbedingt weniger Energie bereitstellen können. Sie verbessern damit nicht nur die Klimabilanz des Stromes, sondern indirekt auch jene von strombasierten Heizsystemen. Durch die bei der Stromproduktion anfallende Wärme reduzieren Holzkraftwerke zusätzlich den noch immer dominierenden fossilen Energieeinsatz in der Fernwärme. Die bei Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen (KWK-Anlagen) umgesetzte Sektorkopplung schafft viele Synergien, die sich bei Biomasse nicht nur auf den Wärme- und Stromsektor beschränkt. In der Forstwirtschaft ermöglicht sie die Verwertung von niederwertigen Holzsortimenten, wie sie bei Windwürfen, Käferbefall oder Waldpflegemaßnahmen verstärkt anfallen und für die es bis vor wenigen Jahren kaum Abnehmer gab.

Rückfragehinweis:
Antonio Fuljetic-Kristan,

Österreichischer Biomasse-Verband,
Tel: +43 (0)1 533 07 97 – 31, 0660 85 56 804;

E-Mail: fuljetic@biomasseverband.at


Grafik Anteil erneuerbarer Energieträger

Der Anteil erneuerbarer Energien ging 2017 wieder zurück, das 2020-Ziel Österreichs ist gefährdet.

Download Pressemitteilung - Erneuerbarer Energieanteil in Österreich weiter rückgängig
Pressemitteilung Erneuerbarer Energieanteil in Österreich weiter rückgängig 29.01.2019 308,9 KB/PDF
Grafik Anteil erneuerbarer Energieträger
Abbildung Anteil_Erneuerbare_EU_2017 29.01.2019 263,4 KB/JPG