Bioenergie-Atlas 2019 zeigt Bundesländer im Energiewende-Vergleich

25.02.2019
  • Kärnten Energiewende-Champion vor Salzburg und Burgenland
  • 100 % Ökostrom bereits in drei Bundesländern
  • Energieverbrauch und Treibhausgasemissionen steigen österreichweit

(Wien, 25.02. 2019) „In der medialen Berichterstattung der vergangenen Wochen kursierten einige widersprüchliche Angaben über die Biomasse. Mit dem neuen Bioenergie-Atlas Österreich 2019 präsentieren wir die aktuellen Fakten“, informiert Franz Titschenbacher, Präsident des Österreichischen Biomasse-Verbandes. „Beim Energiewende-Spitzenreiter Kärnten deckt Bioenergie mehr als 30 % des gesamten Energiebedarfs für Wärme, Strom und Treibstoffe. Biomasse stellt in Kärnten zwei Drittel aller erneuerbaren Energieträger.“ In Österreich ging der Anteil erneuerbarer Energien allerdings zuletzt zurück. „Die nationalen Klima- und Energieziele sind nur mit Bioenergie erreichbar, dafür brauchen unsere Anlagen aber auch entsprechende politische Rahmenbedingun-gen“, betont Titschenbacher. 

Bioenergie auf dem Weg zur Nummer eins

„Biomasse hat das Potenzial, zum bundesweit bedeutendsten Energieträger zu avancieren, und könnte mittelfristig Erdöl und Erdgas überholen“, blickt Titschenbacher voraus. „Aktuell wird der Ausbau der Bioenergie nicht durch ihre Verfügbarkeit, sondern durch die Aufnahmefähigkeit der Märkte begrenzt.“ Nach Schätzungen des Biomasse-Verbandes könnte der Biomasseeinsatz bis 2030 um 35 % erhöht werden. Langfristig geht man von wesentlich höheren Potenzialen aus. „Die derzeit eingesetzte Bioenergie stammt überwiegend aus Koppelprodukten der Forst- und Holzwirtschaft“, weiß Titschenbacher. „Die Bioökonomie könnte vor allem in der Landwirtschaft neue Reststoffpotenziale eröffnen.“ Mehrere wissenschaftliche Energiewendeszenarien prognostizieren der Biomasse auch ohne größere Mengensteigerungen wesentlich höhere Marktanteile. Obwohl die maximal eingesetzte Biomassemenge variiert, entwickelt sich die Biomasse bis 2050 in allen betrachteten Energiewendeszenarien zum bedeutendsten Energieträger. 

Kärnten siegt im Energiewende-Vergleich vor Salzburg und dem Burgenland

Mit einem Anteil von rund 53 % Erneuerbarer am gesamten Energieverbrauch belegt Kärnten unter allen Bundesländern vor Salzburg (49 %) und dem Burgenland (48 %) den ersten Platz im Erneuerbaren-Ranking. Es folgen Tirol mit 44 % und Vorarlberg mit 39 %. Niederösterreich, die Steiermark und Oberösterreich liegen knapp unter dem Bundesschnitt von 32,6 %. Auf dem letzten Platz landet Wien mit einem Anteil Erneuerbarer von 9,3 %. 

Spitzentrio verdankt Erfolg der Bioenergie

Seinen Spitzenplatz verdankt Kärnten hauptsächlich der Bioenergie, die 2017 zwei Drittel der eingesetzten erneuerbaren Energien bereitstellte, die Wasserkraft lieferte 31 %. Auch in Salzburg sind Bioenergie (55 %) und Wasserkraft (41 %) die bedeutendsten erneuerbaren Energieressourcen. Im Burgenland ist Bioenergie mit über 50 % ebenfalls wichtigster erneuerbarer Energieträger; hier liegt die Windkraft mit 44 % an zweiter Stelle. 

Burgenländer, Kärntner und Steirer sind begeisterte Biomasse-Nutzer

Bioenergie deckt etwa 40 % des Raumwärmebedarfs privater Haushalte in Österreich. Den höchsten Anteil am Raumwärmeeinsatz hat sie im Burgenland; dort stellen Scheitholz, Hackgut oder Pellets in Einzelfeuerungen sowie Biomasse-Fernwärme 50 % der Raumwärme bereit. Knapp dahinter folgen Kärnten und die Steiermark mit jeweils etwa 49 %. Dagegen liefern Holzbrennstoffe in Wien nur 7,2 % der Raumwärmeerzeu-gung, die Wiener Wohnungen werden vor allem mit Erdgas (56 %) und fossiler Fernwärme (28 %) beheizt.

Klagenfurter Biomasseheizkraftwerk hebt biogenen Fernwärmeanteil auf 79 %

1,1 Millionen Haushalte in Österreich heizen mit Fernwärme, der Anteil von aus Biomasse erzeugter Fernwärme liegt bei 46 %. Die höchsten Beiträge an der Fernwärmeproduktion hat Biomasse im Burgenland (99 %), Vorarlberg (93 %), Tirol (80 %) und Kärnten – dort hat insbesondere die Inbetriebnahme des neuen Biomasseheiz-kraftwerkes Klagenfurt Ost den Anteil biogener Fernwärme um satte zwölf Prozentpunkte auf 79 % angehoben. In Wien, wo ein Viertel der gesamten Fernwärme Österreichs produziert wird, nimmt Fernwärme aus Biomasse mit 15 % den niedrigsten Anteil unter den Bundesländern ein. Wiener Fernwärme basiert zu 63 % auf Erdgas und zu 18 % auf brennbaren Abfällen. 

100 % Ökostrom in drei Bundesländern 

Das Ziel der nationalen Klima- und Energiestrategie, den Gesamtstromverbrauch bis 2030 zu 100 % aus erneuerbaren Energiequellen im Inland zu decken, haben das Burgenland, Salzburg und Tirol bereits erreicht. Dem Burgenland gelingt dies zum Großteil aufgrund seiner Windkraftanlagen, die 2017 85 % der Stromerzeugung bereitstellten, erhält aber auch wichtige Unterstützung von der Bioenergie, die 11 % zur Stromerzeugung beisteuert. In Salzburg (84 %) und Tirol (94 %) dominiert die Wasserkraft die Stromproduktion. In beiden Bundesländern ist Bioenergie zweitgrößte erneuerbare Stromquelle. 

Wien und Vorarlberg am stärksten von Stromimporten abhängig

Über den mit Abstand geringsten Ökostromanteil verfügt Wien mit etwa 15 %. In der Bundeshauptstadt liefern die Wasserkraftwerke etwa 12 % des Strombedarfs, die Bioenergie kommt mithilfe des Waldbiomassekraftwerkes Simmering auf 2,7 %. Die Stromversorgung Wiens basiert zum Großteil auf Gaskraftwerken (45 %) und Stromimporten (37 %). Neben Wien sind auch Vorarlberg (33 %), Kärnten (24 %) und die Steiermark (21 %) zu größeren Teilen von Stromeinfuhren abhängig. Kohlekraftwerke spielen nur für die Stromversorgung der Steiermark (13 %), Oberösterreichs (10 %) und Niederösterreichs (4,3 %) eine Rolle.

Fossiler Energieverbrauch und Treibhausgasemissionen steigen

Der Energieverbrauch erreichte 2017 in Österreich mit 1.442 PJ einen Rekordwert. Genau wie der Energieverbrauch stiegen auch die Treibhausgasemissionen seit 2014 das dritte Mal in Folge und erreichten 82,3 Millionen Tonnen CO2. Gründe für diese Entwicklung sind insbesondere der stark gestiegene Absatz von Dieselkraftstoff im Verkehr, aber auch der vermehrte Einsatz fossiler Brennstoffe der Industrie- und Energiebetriebe. In Österreich wurden im Jahr 2017 44 % der Energie als Wärme genutzt, 36 % in Form von Treibstoffen und 20 % als elektrische Energie inklusive Strom für Wärme und Mobilität. 

Wiener am sparsamsten mit Energie und Treibhausgasen

Niederösterreich, Oberösterreich, die Steiermark und Wien verbrauchen etwa 75 % der in Österreich eingesetzten Energie. Pro Kopf ist der Energieverbrauch im Industrieland Oberösterreich rechnerisch fast dreimal so hoch wie in Wien. Bei den Treibhaus-gasemissionen pro Einwohner liegen Oberösterreich mit 15,7 Tonnen CO2 sowie Niederösterreich und die Steiermark mit je 11 Tonnen am weitesten über dem Bundesschnitt von 9,1 Tonnen CO2. In Oberösterreich und der Steiermark sind die hohen Emissionswerte vor allem der Eisen- und Stahlindustrie, teils auch der Papierindustrie, zuzuschreiben. Niederösterreich weist als Standort der Erdölraffinerie Schwechat, des Kohlekraftwerks Dürnrohr sowie von Anlagen zur Erdöl- und Erdgasförderung erhöhte Pro-Kopf-Emissionen auf. Die wenigsten Treibhausgasemissionen verursachen die Wiener (4,5 Tonnen), die Vorarlberger (5,4 Tonnen) und die Burgenländer (6,1 Tonnen). Obwohl 21 % der österreichischen Bevölkerung in der Bundeshauptstadt leben und vergleichsweise wenig erneuerbare Energien einsetzen, beträgt Wiens Anteil an den Treibhausgasemissionen der Republik nur 10 %. 

Innerhalb der EU fällt Österreich auf Platz fünf zurück

Mit einem Anteil erneuerbarer Energien am Endenergieverbrauch von 32,6 % fiel Österreich innerhalb der EU-Staaten im Jahr 2017 hinter Dänemark (35,8 %) vom vierten auf den fünften Platz zurück. Spitzenreiter ist Schweden (54,5 %) vor Finnland (41 %) und Lettland (39 %). Im Rahmen des EU-Klima- und Energiepaketes hat sich Österreich verpflichtet, den Anteil Erneuerbarer bis zum Jahr 2020 auf 34 % zu steigern. 

Bioenergie-Atlas Österreich 2019

Der Bioenergie-Atlas Österreich 2019 bildet die heimische Bioenergie-Branche auf Landkarten der Bundesländer, auf Themenkarten Österreichs und in Projektreportagen ab. Zudem werden die Bundesländer im Hinblick auf ihre Energiestrategien und Fortschritte bei der Energiewende miteinander verglichen. Auch Energie-, Holz- und Biomasseflüsse sind enthalten. Der Bioenergie-Atlas Österreich 2019 im Format DIN A4 umfasst 172 Seiten und ist durchgehend in Farbe gehalten. Bestellen können Sie das gebundene Buch gerne kostenlos per Email: office@biomasseverband.at

Rückfragehinweis: 
Peter Liptay,
Tel.: 01/533 07 97-32,  0664 308 2603
E-Mail: liptay@biomasseverband.at
www.biomasseverband.at

v.li.: Peter Liptay, Franz Titschenbacher und Christoph Pfemeter

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Download Pressemitteilung - Österreichischer Biomasse-Verband setzt auf Fakten
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Tabelle Energiewende Vergleich Bundesländer
Abbildung Die Bundesländer im Energiewende-Vergleich 25.02.2019, ÖBMV / ABA 933,2 KB/JPG
Liniendiagramm Entwicklung Anteile erneuerbarer Energieträger EU-Richtlinie 2009/28/EG
Abbildung Entwicklung Anteile erneuerbarer Energieträger EU-Richtlinie 2009/28/EG 25.02.2019, ÖBMV /ABA 257,6 KB/JPG
Flächendiagramm und Balkendiagramm Entwicklung Bruttoinlandsverbrauch Bioeenergie 1970 bis 2016 und Ressourcenpotenziale für 2030 und 2050
Abbildung Entwicklung Bruttoinlandsverbrauch Bioeenergie 1970 bis 2016 und Ressourcenpotenziale für 2030 und 2050 25.02.2019, ÖBMV / ABA 230,6 KB/JPG