Kein Grund zur Freude bei Umweltschutzorganisationen

03.02.2020

(PA_Umweltbundesamt) Die Treibhausgas-Emissionen in Österreich sind von 2017 auf 2018 um rd. 3,7 % gesunken und liegen bei 79 Mio. Tonnen CO2-Äquivalent, so die Treibhausgas-Bilanz des Umweltbundesamtes für das Jahr 2018. Das bedeutet um rd. 3,1 Mio. Tonnen weniger Emissionen als im Jahr 2017. Die ausschlaggebenden Faktoren für diese Entwicklung sind der geringere Einsatz fossiler Energieträger in der Eisen- und Stahlindustrie (u.a. Wartungsstillstand eines Hochofens) und in der Stromproduktion wie auch weniger Heizenergieeinsatz aufgrund überdurchschnittlich hoher Temperaturen im Jahr 2018. 

Für die Bereiche Verkehr, Gebäude, Abfallwirtschaft und Landwirtschaft – das sind die Bereiche, die nicht im Emissionshandel geregelt sind – zeigt die Treibhausgas-Bilanz des Umweltbundesamtes ein unterschiedliches Bild: Während die Emissionen aus dem Verkehr geringfügig um ca. 0,7 % steigen, gehen die Emissionen aus dem Gebäudesektor um ca. –8,3%, in der Abfallwirtschaft um ca. –4,7 % und in der Landwirtschaft um ca. –1,2 % zurück. Insgesamt ergibt sich daraus eine Emissionsreduktion in der Höhe von rund 0,9 Mio. Tonnen. 

Für die Energie- und Industrieunternehmen, die dem Emissionshandel zugeordnet sind, zeigt die aktuelle Treibhausgas-Bilanz einen Rückgang um ca. 2,2 Mio. Tonnen (rd. 7 %). Die Reduktionsziele für den Emissionshandelsbereich werden auf europäischer Ebene geregelt und sind in den nationalen Klimazielen nicht enthalten.

Klimaziele 2020

Für die Jahre 2013 bis 2020 gelten in Österreich jährliche Höchstmengen für die Freisetzung von Treibhausgasen aus Verkehr, Gebäude, Landwirtschaft, Abfallwirtschaft und allen weiteren Quellen, die nicht im Emissionshandel geregelt sind.

Das nationale Ziel für 2018 wurde laut aktueller Treibhausgas-Bilanz nicht erreicht. Die tatsächlichen Emissionen dieser Sektoren liegen bei rd. 50,5 Mio. Tonnen und damit um rund 1,6 Mio. Tonnen über dem Zielwert von 48,9 Mio. Tonnen.

Aus den Jahren (2013 – 2017) stehen Österreich Gutschriften in der Höhe von rd. 5,8 Mio. Tonnen zur Verfügung, die in die Bilanz bis 2020 eingerechnet werden. 

Klimaziele 2030

2030 hat Österreich seine Emissionen nach derzeitiger Beschlusslage um 36% außerhalb des Emissionshandels zu reduzieren. Eine Anpassung der Ziele auf EU-Ebene im Rahmen des Green Deal ist zu erwarten. Dafür sind weitreichende Transformationsschritte zur Verminderung des Einsatzes fossiler Energie erforderlich.

Erste Reaktionen

(PA_WWF) Der vom Umweltbundesamt veröffentlichte Treibhausgas-Bericht ist kein Grund zum Jubeln, sondern muss zum Beginn einer klimapolitischen Trendwende werden. Denn die leichten Rückgänge bei den CO2-Emissionen basieren im Wesentlichen nicht auf Klimaschutzmaßnahmen, sondern auf Einmaleffekten wie einer Hochofen-Wartung und der milden Witterung 2018, wodurch weniger geheizt worden ist. „Unsere miserable CO2-Bilanz muss endlich umfassend saniert werden. Das erfordert eine Bundesregierung, die das Steuersystem komplett ökologisiert, umweltschädliche Subventionen abbaut und überall auf klimafreundliche Mobilität setzt. Fossile Relikte wie das Dieselprivileg dürfen keine Zukunft haben“ sagt Karl Schellmann, Klimasprecher der Umweltschutzorganisation WWF Österreich.

(PA_Greenpeace) Als “Alarmsignal für die neue Regierung” wertet die Umweltschutzorganisation Greenpeace die Treibhausgasbilanz 2018, die vom Umweltbundesamt veröffentlicht wurde: Die Emissionen überschreiten zum zweiten Mal in Folge die EU-Höchstwerte. (…) “Die aktuelle Treibhausgasbilanz gießt das Versagen der bisherigen, österreichischen Klimapolitik in Zahlen und misst den Versäumnissen der letzten Regierungen im Klimaschutz einen Wert zu. Über Jahrzehnte hinweg wurden tiefgreifende Maßnahmen zum Klimaschutz versäumt oder gar behindert. Dafür wird Österreich nun die Rechnung präsentiert”, so Jasmin Duregger, Klima- und Energieexpertin bei Greenpeace.

(PA_Global 2000) Die österreichische Umweltschutzorganisation GLOBAL 2000 fordert anlässlich der Präsentation des Treibhausgasberichts 2018 einen völligen Neustart der Klimapolitik in Österreich: „Die Bundesregierung hat den Klimaschutz jahrelang verschlafen. Der heute präsentierte Emissionsrückgang ist nicht auf Klimaschutzmaßnahmen, sondern großteils auf „Zufallsgewinne“ wie den milden Winter und die Wartung eines Hochofens der Voest zurückzuführen, im Verkehr steigen die Emissionen hingegen ungebremst weiter. Das zweite Jahr in Folge werden die gesetzlichen Höchstwerte des Klimaschutzgesetzes überschritten. Es braucht jetzt einen völligen Neustart der Klimapolitik in Österreich und ein Sofortpaket, mit dem wirksam und rasch Emissionsreduktionen erreicht werden können“, fordert Johannes Wahlmüller, Klima- und Energiesprecher von GLOBAL 2000.